GEISTESGEGENWART

 

 

 

Schöpferische Welt und sinnlicher Mensch

 

Wie vollzieht sich die Weltschöpfung? Sie ereignet sich jeden Morgen beim Erwachen, jeden Augenblick neu. Jeder achtsame Blick bringt die Welt wieder aufs Neue hervor. Sinnesfähigkeiten wie Greifen und Denken, Hören und Sprechen lassen sie stets neu erstehen. Durch die unmittelbare Wahrnehmung der Gegenwart leben wir in einem großen schöpferischen Ganzen.

 

Wir leben in einer Welt die wir gestalten, deuten und verstehen indem wir wahrnehmen. Aber nicht nur wir brauchen die Welt, auch sie braucht den wahrnehmenden Menschen um wirklich zu werden. Wie unser Leben nur in Wechselwirkung mit der Welt entstehen kann, ist auch diese auf unser Wahrnehmen angewiesen. Sie wird nur durch den aktuell wahrnehmenden Menschen ihrer selbst gewahr, wird durch ihn bewusste Welt. Ohne die Sinne würde sie in einem gleichgültig unreifen, unfertigen Zustand bleiben.

 

Zur Erforschung der Gegenwart hat der Philosoph Husserl eine eigenständige Phänomenologie begründet. Marcel-Ponty hat eine eigene Phänomenologie der Wahrnehmung verfasst. Der Anthroposoph Steiner hat etwa zeitgleich mit Husserl ein vollständiges Sinnesspektrum entworfen und eine Ordnung von zwölf Sinnen gefunden die einzigartig in der Welt dasteht – bis dahin ist noch kein Philosoph oder Physiologe in der Lage gewesen die Anzahl der Sinne überzeugend zu bestimmen. Denn für jede Wahrnehmung muss es eine Sinnesmodalität geben der sie zugehört. Dadurch verfügt unser Bewusstsein über eine Ordnung die uns - ähnlich wie der Tierkreis am Sternenhimmel - eine Orientierung im Erleben der Gegenwart ermöglicht. 

 

 

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DURCH SINNESÜBUNGEN